Knapp die Hälfte der Immobilien werden in Deutschland zur Miete bewohnt. Die Eigentumsquote ist die niedrigste in der EU. Aber warum ist das so?
Laut einer Studie wohnen 54 Prozent der Deutschen zur Miete. Auf dem zweiten Platz in der EU befindet sich Dänemark. Dort leben 34 Prozent zur Miete. In den meisten anderen EU-Ländern wohnen nicht mehr als 25 Prozent zur Miete.
In Deutschland sind Wohnimmobilien dabei vergleichsweise günstiger als in anderen Ländern. Eine Studie besagt, dass im gesamtdeutschen Schnitt für den Kauf einer 70-qm-Wohnung durchschnittlich fünf Bruttojahresgehälter bezahlt werden müssen. Zum Vergleich sind es in Großbritannien 9,4 und in Tschechien 11,2 Jahresgehälter.
Und die wirtschaftlichen Voraussetzungen für den Immobilienkauf sind in Deutschland dirch eine stabile Wirtschaft und niedrige Arbeitslosenzahlen ausgesprochen gut. Warum wohnen dann so viele Deutsche zur Miete?
Dafür gibt es gibt insbesondere historische Gründe. Nach dem Zweiten Weltkrieg fehlte den Menschen in Deutschland das Kapital, aber es musste schnell Wohnraum geschaffen werden. Deshalb hat der Staat schnell und einfach Wohnraum geschaffen, aber sich dann später langsam aus dieser Verantwortung zurückgezogen. Die Mieten sind lange günstig geblieben und so blieben die Menschen auch gerne und lange zur Miete wohnen. In der DDR war zum einen das Wohneigentum nur eingeschränkt möglich und zum anderen wurden Mietwohnungen stark subventioniert, so dass sich Eigentum selten gelohnt habe.
So ist die Eigentümerquote in den neuen Bundesländern immer noch niedriger als im Westen, auch wenn sie sich langsam angenähert.
Berlin hat mit nur 14,2 Prozent der im selbstgenutzten Eigentum Wohnenenden, die niedrigste Qote in Deutschland. Im Saarland liegt die Quote dagegen bei 62,6 Prozent – das ist die höchste Quote in Deutschland.
Das ist jedoch in den meisten Großstädten so: in Städten wie Hamburg, Köln, Frankfurt oder München wohnen kaum mehr als ein Viertel der Einwohner in der eigenen Immobilie, da hier die Immobilien teurer sind als im ländlichen Raum. Das können sich viele Städter schlicht nicht leisten. Jedoch wohnen in Deutschland besonders viele Menschen in den Städten.
Da die Hypothekenzinsen für selbstgenutzte Immobilien in Deutschland nicht von der Steuer absetzbar sind, ist der Immobilienkauf teurer als in anderen Ländern. Der Kauf der eigenen Immobilie ist für Menschen mit wenig Eigenkapital sehr schwer. So wird ein Eigenkapital von 25 bis 30 Prozent beim Immobilienkauf gefordert, was schon für Normalverdiener bei hohen Immobilienpreisen in den Großstädten eine zu hohe Hürde darstellt.
Dazu kommen hohe Kaufpreisnebenkosten, wie Grunderwerbssteuer (in Berlin derzeit 6 %, in Brandenburg 6,5 % und Bayern derzeit 3,5 %) sowie Ausgaben für Notar und Makler. Diese Kosten sind in anderen Ländern geringer oder gar nicht vorhanden.
Zudem sind in Deutschland die Baukosten höher, weil meist hochwertig gebaut wird und viele Bauauflagen, wie die energetischen Auflagen zu bezahlen sind.
Die deutschen Städte können kaum wachsen, das treibt die Wohnungsnot. Es wird für den aktuellen Bedarf zu wenig gebaut, was die Immobilienpreise weiter in die Höhe treibt.
Die Eigentumsquoten in Osteuropa sind im EU-Schnitt besonders hoch, in Polen knapp 85 %, in Rumänien 96 %, in Ungarn 86 %. Hier wurden nach dem Sozialismus die Wohnungen den Mietern günstig verkauft, allerdings mit teils hohem Sanierungsbedarf.
In der DDR dagegen wurden Immobilien überwiegend von der Treuhand und von Unternehmen aufgekauft.
Wichtig ist aber auch: durch die hohe Mieterquote wurde eine wichtige Klientel für die jeweils amtierenden Regierungen geschaffen, die durch fehlende Anreize zum Immobilienkauf und einem Mietrecht, welches dem Mieter immer weiter bevorteilt, zu einer sehr wichtigen Wählerschaft eingewickelt wurde. Dabei sollte die Eigentumswohnung oder das Eigenheim ein wichtiger Baustein der Altersvorsorge sein.